Bius, Parbaringin und Paniaran. Über Demokratie und Religion bei den Tobabatak Nordsumatras (deutsche Version).

In dieser Untersuchung wurde der Versuch unternommen, ausgehend von den Begriffen bius (traditionelle Territorial- bzw. Haus-Organisationen), parbaringin (spirituelle und politische Repräsentanten der Bevölkerung auf lokaler und regionaler Ebene) und paniaran (Repräsentantinnen der Frauen) Aspekte der sozialen, politischen und religiösen Ordnung der Tobabatak zu analysieren, um zu Einsichten hinsichtlich vorkolonialer (vor 1825) Verhältnisse zu kommen. Obwohl nicht angenommen wird, dass die Tobabatak in früheren Jahrhunderten in völliger Isolation gelebt hätten, kann doch davon ausgegangen werden, dass die Intensität der Einflüsse von außen vor Beginn des Padri-Krieges (der Teile des zentralen Bataklandes verwüstet ließ und die protokoloniale Periode einleitete, innerhalb derer die Einflussnahme von außen mehr und mehr zunahm, bis hin zur völligen Eingliederung in das niederländische Kolonialreich 1908) wesentlich geringer war. Aus diesem Grund ist das Bild, welches wir von dieser Gesellschaft und ihrer Ordnung zur Zeit ihrer politischen Selbständigkeit und Freiheit gewinnen, von großer Bedeutung, denn es handelt sich um eine intern aufrechterhaltene Gesellschaftsordnung, die bei all den komplexen Anforderungen, denen sie gerecht werden musste, immer (soweit wir das wissen) ohne die Einrichtung eines Staates, der Autorität und des Machtmonopols einer Zentralinstanz auskommen konnte und trotzdem Einrichtungen hervorbringen und aufrechterhalten konnte, wie Gewaltenteilung, allgemeine Gültigkeit des Rechts und eine spezifische Form der Demokratie, innerhalb derer die Partizipation aller in ihrem unmittelbarem Lebensbereich (Dorf) sowie Repräsentation auf höheren Ebenen gesichert war.